Museum im Kleihues-Bau zeigt Werke von Birgit Brenner
"Never Happy. Never Sad." – „Was dann?“ Diese Frage liegt einem unweigerlich auf der Zunge, liest man den Ausstellungstitel von Birgit Brenner. Mögliche Antworten dürften nicht wenige zu finden sein, wenn Brenner vom Vernissageabend am Freitag, 8. März 2024 (ab 19:00 Uhr), bis Sonntag, 9. Juni 2024, im Museum im Kleihues-Bau ausstellt.
Gezeigt wird eine große Auswahl an Arbeiten der Künstlerin aus den Jahren 2013 bis 2023, die von Aquarellen und Zeichnungen auf Papier über Collagen aus Pappe und Holz hin zu raumgreifenden Installationen reichen.
So weitläufig die Bilder zu den Betrachtenden sprechen, so pointiert sind die Aussagen in ihnen – als unterläge allem ein und dieselbe Geschichte. Nicht umsonst werden Birgit Brenners Arbeiten häufig als Filmstills beschrieben, und auch sie selbst sagte im Interview mit Anke Sterneborg für den Ausstellungskatalog zu "Promise Me" (Städtische Galerie Wolfsburg, 2020), dass sie „Ausschnitte einer größeren Geschichte“ seien, an der sie unaufhörlich fortschreibt. Das kann ganz wörtlich verstanden werden, schließlich ist der Text ein wichtiges Mittel in den Bildern. Davon legt nicht zuletzt der Titel der Ausstellung ein eindrückliches Zeugnis ab.
„Never Happy. Never Sad“, ja aber „was dann?“ Denn es ist nicht so, als seien die Werke vollkommen emotionslos. Doch scheinen sie das Private auf gewisse Weise abzuschirmen. Die Titel sind da meistens nur der Anfang. So lässt sich "My Crisis" auf dem Papier weiterlesen als "...is my crisis is my crisis...". Auf "Save Me" folgt ein – schroffes? ängstliches? – "Now!" und "Meine Angst" endet mit einem "kriegt ihr nicht". „Wer fällt, der stirbt“ wird auf kleinen Holzschildern fortgeführt mit vielen „und dann“ „und dann“ „und dann“ „und dann“.
Immerhin: Es gibt noch ein „dann“, was allemal besser ist als die Apathie, in der man weder glücklich noch traurig ist. Und was zeigt, dass Birgit Brenners Arbeiten weder zu schwarzmalerisch noch zu prophetisch auftreten. Vielmehr zeigen sie Zustände unserer Zeit auf, legen sie offen, aber keineswegs voyeuristisch, denn es sind nie Einzelschicksale, die ausgestellt werden.
Es bleiben Inszenierungen, die durch ihre Bildgewalt ins Schwarze treffen, gerade weil sie mit den Ambivalenzen spielen, die sowohl den Menschen als auch die Gesellschaft charakterisieren. Und für diese interessiert sich Birgit Brenner in ihren Arbeiten, sei es jene Ambivalenz, die dem Internet unterliegt als einer künstlichen Welt, in der reale Leben präsentiert werden, oder umgekehrt der Werbung, die real anmuten will, aber schlussendlich künstlich bleibt und nur mit der Emotion spielt, genauso wie das reale Leben selbst, was Eigenverantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten in Kontrast zu einer immer auch notwendigen Unterwerfung unter die Gesellschaft bedeutet.
Das Gefühl steht der Unnahbarkeit gegenüber. Doch das Private ist immer auch politisch und umgekehrt. Wenn die Künstlerin sich auch nicht anmaßt, eine eindeutige Antwort auf die Frage nach dem „was dann?“ zu geben, so sagen und zeigen ihre Werke allemal, dass diese Diskrepanzen weder ein „entweder oder“ noch „Stillstand“ bedeuten müssen.
Ja, die heutige Zeit ist beängstigend und gefährlich und damit überfordernd. Doch schirmt der Mensch sich ab, fällt das nunmehr leere Leben der Vergessenheit anheim, ein Zustand, dem Birgit Brenners Arbeiten klar entgegenstehen, gerade weil sie der Erinnerung mit Sicherheit nicht so schnell wieder entschwinden werden.
Text: Lisa Schütz
Buntes Rahmenprogramm für verschiedene Zielgruppen
Im Rahmen der Ausstellung wird ein breites Spektrum verschiedener Führungsformate angeboten. Neben Kuratorinnenführungen, Aperitif- und Frühstücksführungen wird auch ein Artist Talk sowie verschiedene museumspädagogische Angebote für Schulklassen und Familien angeboten. Hierüber informieren das Museum im Kleihues-Bau und die Stadt Kornwestheim in ihren monatlichen Veranstaltungsvorschauen.